Bei einer Investition in Aktien ist oftmals vom "fairen Wert" die Rede. Beim Bitcoin lässt sich dieser tatsächliche Wert jedoch nicht so einfach berechnen. Diese Ansätze können jedoch dabei helfen, die Kennzahl zu ermitteln.
• Fairer Wert durch Fundamentalanalyse berechenbar
• Verschiedene Herangehensweisen
• Volatile Anlage
Fairer Wert
Als fairer Wert, auch als innerer Wert oder wahrer Wert bekannt, gilt an der Börse der Wert, der einem Anlagegut objektiv entspricht. Berechnet wird dieser durch verschiedene Faktoren, abhängig von der Anlageklasse. Bei Aktien werden etwa Daten zur Unternehmensbewertung verwendet. Besonders die Fundamentalanalyse spielt hier eine wichtige Rolle. Demnach entspricht jede Aktie einem Anteil am Grundkapital eines börsengehandelten Unternehmens und ermöglicht den anteilmäßigen Anspruch auf das Vermögen des Konzerns, abzüglich der Schulden. Ebenfalls wichtig: das Eigenkapital eines Unternehmens. Aus diesen Informationen lässt sich dann der faire Wert einer Aktie berechnen. Dieser ist vom tatsächlichen Börsenwert abgekoppelt, da die Preise im Handel durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden und durch Impulse beeinflusst werden können, die sich der Macht des Unternehmens entziehen.
Berechnung für Bitcoin
Doch wie kann der faire Wert bei Kryptowährungen, allen voran dem Bitcoin, berechnet werden? Schließlich steckt hinter der nach Marktkapitalisierung gewichtet größten Cyberdevise kein einzelnes Unternehmen, dessen Vermögen auf die Token verteilt ist. Wie das Börsenportal "Investopedia" schreibt, haben sich in der Vergangenheit bereits einige Analysten und Investoren mit dieser Frage beschäftigt. Um also den "wahren" Wert des Bitcoins zu ermitteln, gebe es vier verschiedene Faktoren, die berücksichtigt werden müssen: Angebot und Nachfrage, Netzwerkeffekte, den Erwartungswert sowie Produktionskosten.
Angebot durch Knappheit bestimmt
Bei Aktien lässt sich die Angebots- und Nachfragedynamik zwar nicht auf deren fairen Wert übertragen, beim Bitcoin kommt jedoch die Endlichkeit ins Spiel. So ist die Cyberdevise darauf ausgelegt, dass es nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben wird. An dieser Menge ist auch nicht zu rütteln. Während Unternehmen etwa neue Aktien ausgeben können, ist die Architektur hinter dem Bitcoin darauf ausgelegt, eine feste Zahl an Token zu erstellen. Bis zum Jahr 2140 sollen alle Token geschürft sein. Daher besteht ein Zusammenhang zwischen dem Bitcoinkurs und der Knappheit der Kryptowährung - zusätzlich zur Nachfrage am Markt. Herrscht am Markt also eine solch starke Kauffreude, die die Anzahl der neu geminten Token übersteigt, steige auch der faire Wert der Cyberdevise, so Investopedia.
Betrachtung als Netzwerk statt Anlagegut
Eine weitere Bewertungsmöglichkeit bezieht sich auf den Netzwerkstatus des Bitcoin bzw. der dem Token zugrundeliegenden Blockhain-Technologie. So könne der faire Wert des Netzwerks etwa auch aus der Anzahl der Nutzer oder Nodes, die beim Miningprozess involviert sind, abgeleitet werden. Gemäß des zur Bestimmung der Wirtschaftlichkeit von Telekommunikationsnetzwerken entwickelten Metcalfeschen Gesetzes ist der Wert eines Netzes proportional zur Anzahl seiner Nutzer bzw. Nodes im Quadrat zu sehen. Bezeichnet U den potenziellen Nutzwert und n die Anzahl von Teilnehmern im Netzwerk, gilt also folgende Formel:
U = n²
Überträgt man dieses Gesetz auch auf die Blockchain, würde dies bedeuten, dass der faire Wert des Bitcoin mit steigender Nutzerzahl erhöht wird.
Erwartung an zukünftiges Potenzial
Vergleiche man den Bitcoin mit einem Investment in Aktien oder Anleihen, komme man dem Portal zufolge nicht um den Erwartungswert herum. Darunter versteht man am Aktienmarkt den "abgezinsten Wert", also dem Wert einer zukünftigen Auszahlung, wie etwa Dividenden oder Zinsen. Da diese bei einer Investition in Kryptowährungen jedoch nicht anfallen, basiere der Erwartungswert hier auf der Erwartung daran, dass sich die Blockchain-Technologie auch zukünftig ein großes, gar revolutionäres Potenzial biete - ähnlich wie bei der Bewertung von Tech-Startups, die noch nicht profitabel sind. Investopedia zufolge lasse sich aus einem erwarteten Wert ein aktueller fairer Wert des Bitcoin ableiten.
Produktionskosten im Blick
Weiterhin können auch die Kosten, die beim Minen von Bitcoin anfallen, Hinweise auf einen fairen Wert geben, so Investopedia. Preise für Rohstoffe wie Öl und Silber seien demnach meist durch die Produktionskosten bestimmt, wobei man dieses Vorgehen auch auf den Bitcoin anwenden könne. Dementsprechend könne der Wettbewerb zwischen mehreren Produzenten des gleichen Rohstoffes den Verkaufspreis drücken, wobei Produzenten hier mit Bitcoin-Minern gleichzusetzen seien. Das bedeutet: Selbst bei einer Nachfrage, die das Angebot übersteigt, verkaufen die Hersteller nicht unter den Produktionskosten.
Während aber Hersteller von Rohstoffen die Produktion bei einer höheren Nachfrage ankurbeln können, ist auch der Miningrhythmus beim Bitcoin vorgegeben. So könne die Zeitspanne von zehn Minuten, in der neue Blöcke auf der Kette generiert werden, nicht angepasst werden. Ohne ein stärkeres Angebot steigen die Produktionskosten beim Bitcoin. Dem Portal zufolge können die bei der Herstellung anfallenden Kosten den Bitcoinkurs im Laufe der Zeit verhältnismäßig zuverlässig vorhersagen.
Volatilität erschwert Berechnung
Aufgrund seines Sonderstatus ist es also schwierig, den fairen Wert des Bitcoins eindeutig zu bestimmen. Und selbst wenn man die genannten Faktoren berücksichtigt, zählt die Kryptowährung immer noch zu den volatilsten Anlagegütern am Markt, wie Investopedia zu bedenken gibt. Einen Garanten für eine erfolgreiche Investition gebe es also nicht. Dennoch könne die Annäherung an den fairen Wert dabei helfen, den Markt für Bitcoin besser einzuschätzen.
Redaktion finanzen.at
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