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Ein Jahr lang tüftelte Informatiker Tim Berners-Lee an einem Projekt für einen einfacheren, weltweiten Austausch mit Fachkollegen. Am 13. November 1990 stellte er eine erste, schmucklose Seite in sein "World Wide Web". Und hatte damit das mächtigste Informationssystem aller Zeiten miterschaffen.
Schon im März 1989 reichte der Brite Tim Berners-Lee sein 20-Seiten-Papier ein. Er arbeitete damals als Software-Ingenieur im Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf:
"Eigentlich gab es da niemanden, dem ich das geben konnte. Im CERN gibt es eine Menge Kommissionen, bei denen Sie Vorschläge für Physikexperimente machen können. Aber es war ja kein Vorschlag für ein Physikexperiment", erinnert sich Tim Berners-Lee auf der Geburtstagsfeier für das World Wide Web 2019. Er wollte alle Informationen, die auf den Computern der Forscher im CERN lagerten, in einem System, in einer Informationswolke, verfügbar machen.
Das CERN - Quarks, Higgs und World Wide Web
Es zählt zu den bekanntesten Forschungszentren der Welt – das CERN, das Europäische Laboratorium für Teilchenphysik in Genf. Hier wurde das World Wide Web erfunden, und hier hat man das meistgesuchte Teilchen der Physik entdeckt, das Higgsteilchen. Am 29. September 1954, wurde der Staatsvertrag zur Gründung ratifiziert – quasi der Geburtstag des CERN.
"Wenn man in irgendeiner Besprechung war, dann gab‘s immer irgendwelche Papiere, die bestimmt auf irgendeinem Computer mit Textverarbeitung geschrieben wurden. Und vielleicht war dieser Computer schon mit dem Internet verbunden. Ich fragte mich: Wenn das so ist, warum kann man die Dateien nicht ins Internet stellen, damit ich sie auch über‘s Netz finde?"
Arbeitstitel: "World Wide Web – Vorschlag für ein Hypertext-Projekt"
Der Chef von Berners-Lee fand den Einfall "schwammig, aber aufregend" und verschaffte Berners-Lee einen neuen Computer und den Freiraum, seinen Vorschlag zu konkretisieren. Zusammen mit seinem belgischen Kollegen Robert Cailliau arbeitete Berners-Lee sein Projekt aus und legte es am 12. November 1990 offiziell dem CERN-Direktorium vor. Der Titel: "World Wide Web – Vorschlag für ein Hypertext-Projekt".
"Hypertext ist eine Methode, um Informationen verschiedenster Art zusammenzuführen und verfügbar zu machen in einem Netz von Knoten, das der Nutzer nach Belieben durchstöbern kann."
info.cern.ch - die Ur-Webadresse
Schon einen Tag später, am 13. November, stand unter der Adresse info.cern.ch die erste Webseite überhaupt im Netz - eine schmucklose Ansammlung von Links auf die technischen Dokumente des Projekts selbst. Doch die Kombination aus der universellen Seitenbeschreibungssprache HTML und der einheitlichen Adresszeile, der sogenannten URL, machte es plötzlich ganz einfach, mit einem beliebigen Computer Informationen aus den Tiefen des Internets anzuzeigen oder sie zu veröffentlichen.
Seit diesem Tag - PCs und Internetzugang steckten noch in den Kinderschuhen - wächst das Web exponentiell. Schon fünf Jahre später, 1995 waren schätzungsweise 20.000 Webadressen aktiv. Heute sind es etwa 1,2 Milliarden.
Heute sind 1,2 Milliarden Adressen im Web aktiv
"Personalisierung versus Privacy, Freiheit versus Überwachung, Masseneinfluss versus Massenmanipulation. Und Inklusion versus Exklusion. Wir haben die Möglichkeiten, Menschen in unsere Handlungen einzubeziehen und andererseits, wenn wir uns immer in diesem Web bewegen, sehen wir den Menschen vor uns auf der Straße nicht mehr", so beschreibt Professorin Bettina Behrendt von der TU Berlin und dem Weizmann-Institut für die vernetzte Gesellschaft die gegensätzlichen Entwicklungslinien des World Wide Webs in den letzten 30 Jahren.
30 Jahre World Wide Web - "Das Internet ist gut und böse gleichzeitig"
Datenskandale, Fake News, Hasspostings: Im 30. Jahr seines Bestehens hat das Word Wide Web einen schlechten Ruf. "Jeder kann ins Internet, und damit auch die bösen Buben", sagte der Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen im Dlf. Es gebe aber Möglichkeiten, gegen die Internetschattenseiten vorzugehen.
Die einst akademische Idee, das Wissen der Welt zugänglich zu machen, hat auch Blüten getrieben. Kommerz, Meinungsmache, Desinformation und Überwachung sind die negativen Seiten dieser Entwicklung. Das treibt auch den Erfinder um. 2009 gründete Berners-Lee die World Wide Web Foundation, um das Netz gesellschaftlich weiter zu entwickeln. Die Hälfte der Weltbevölkerung, etwa vier Milliarden Menschen, nutzt seine Erfindung. Doch er möchte, dass auch die andere Hälfte freien Zugang erhält – und zwar ausschließlich zum Nutzen der Menschheit. Sein Appell auf der Webseite der Stiftung:
"Wenn wir jetzt aufhören, das Web besser zu machen, dann hat nicht das Web uns enttäuscht, sondern wir haben das Web enttäuscht."
Author: Cody Griffith DVM
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